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Die Fanbase der Alien-Filme ist riesig, doch Videospiel-Umsetzungen der großen Lizenz genossen in der Vergangenheit nicht den besten Ruf. Alien: Isolation möchte dies mit viel Film-Flair und Horror-Atmosphäre nun ändern. In unserem Test stellt sich jedoch schnell heraus, dass der Titel über seine gelungenen Ansätze nicht hinaus kommt.
Atmosphäre contra Spieldesign
Quelle: Computec Media GmbHÜberall findet ihr Leichensäcke. Das generiert eine tolle Horror-Atmosphäre.Sobald das Alien dann in einer toll inszenierten Zwischensequenz seinen großen Auftritt feiert, zieht die Atmosphäre gewaltig an. Allein der Anblick des grauenerregenden Wesens jagt einem unwillkürlich einen Schauer über den Rücken. Hier gelingt es auch, an den spannenden Grusel des ersten Films anzuknüpfen. Die Präsenz des extraterrestrischen Monsters ist allgegenwärtig. Man zuckt unwillkürlich bei jedem Geräusch zusammen, schleicht noch vorsichtiger und leiser durch die Gänge und versteckt sich reflexhaft, sobald man hört, wie das Wesen durch einen Lüftungsschacht poltert. Das Gefühl der Gejagte, nur ein Stück Beute für einen übermächtigen Gegner zu sein, ist sehr gut eingefangen.
Allein der Ping-Laut des Motion-Trackers sorgt für eine ständige Anspannung. Die Gewissheit, dass das Alien irgendwo nur darauf wartet, uns zu töten, oder es unsere Spur aufgenommen hat und vielleicht direkt hinter uns steht, verursacht einen Nervenkitzel, den schon lange kein anderes Spiel mehr bei uns ausgelöst hat. Dies gilt allerdings nur für eine gewisse Zeit, denn relativ schnell durchschaut man wie undynamisch das Spiel eigentlich ist.
Quelle: Computec Media GmbHDie Story geizt mit echten Höhepunkten. Diese Explosion bietet zumindest ein wenig Abwechslung im Schleich-Einerlei.Wurde vorher angekündigt, dass das Alien jederzeit auftauchen kann, wenn man zu viel Krach macht, entpuppte sich dies in unserem Test als Schaumschlägerei. Im Grunde genommen gibt es nur drei Spielsituation: Die Szene ist geskriptet und das Alien erscheint auf jeden Fall, das Alien kann erscheinen, muss aber nicht, das Alien erscheint gar nicht, egal wie viel Krach man macht. In Alien: Isolation gibt es dadurch eigentlich immer nur den Weg, welchen die Entwickler vorgegeben haben.
Möchtet ihr menschliche Gegner aus eurem Weg räumen, indem ihr das Monster mit einem Geräuschmacher anlockt, das Spiel sieht dies an der Stelle allerdings nicht vor, passiert überhaupt nichts. Eigens erdachte Taktiken fallen so vollkommen aus dem Raster. Man wird hauptsächlich auf das Schleichen beschränkt, welches sich durch mangelnde Höhepunkte sehr schnell abnutzt. Außerdem wird so auch das Crafting-System hinfällig. Wozu soll man Hilfsmittel herstellen, wenn man sie nicht einsetzen kann, wie man will?
Terror durch Frust
Quelle: Computec Media GmbHUnd tot! Dieses Bild werdet ihr häufiger zu sehen bekommen, als euch lieb ist.Noch viel nerviger ist allerdings, dass auch das Alien selbst schnell zu einem Standard-Gegner verkommt, dessen anfangs versprühter Grusel durch seine Berechenbarkeit verpufft. Überraschungsmomente, in denen die Kreatur plötzlich über uns an der Decke Position bezogen hat, gibt es überhaupt nicht. Ist dies in den Filmen noch die erfolgversprechendste Jagd-Methode, wird das Wesen in Alien: Isolation zum Fußgänger und Lüftungsschacht-Kriecher degradiert. Meistens läuft das Alien einfach nur mittelmäßig animiert durch die Gänge, sucht nach uns und stampft dabei lauter auf den Boden als Sigmar Gabriel beim Seilspringen.
Diese durchschaubare Spielmechanik versucht der Titel mit nervigen Trial & Error-Passagen auszugleichen. Diese machen das Alien aber nicht unberechenbarer, sie sorgen schlichtweg für Frust. Auch hier ist der Sichtkegel nicht immer nachvollziehbar - mal stehen wir mitten in einer Lichtquelle genau vor dem Ungetüm und es stapft einfach an uns vorbei, viel öfter allerdings verstecken wir uns im Schatten unter einem Tisch und obwohl es uns gar nicht gesehen haben kann, kommt es trotzdem plötzlich angestürmt. An einer Stelle im Spiel standen wir mit dem Rücken zur Wand und konnten den einzigen Eingang zu unserem Raum einsehen und trotzdem bohrte sich plötzlich der Alien-Schwanz durch unseren Körper. Hier geben sich Bugs und unfaires Spieldesign die Klinke in die Hand.
Während unseres Tests fielen uns noch viele weitere Fehler und Ungereimtheiten auf. So ließ das Alien beispielsweise von einer Gruppe Menschen ab, die auf das Wesen ein Pistolenmagazin nach dem anderen abfeuerte, nur um auf uns loszugehen, als wir uns gerade in seinem Rücken an ihm vorbeischlichen. An einer anderen Stelle flüchten wir durch die Gänge der Raumstation. Tropfender Sabber aus Öffnungen an der Decke zeigt uns dabei, dass das Alien an dieser Stelle hockt und uns tötet, wenn wir uns dorthin wagen. Allerdings macht dies absolut keinen Sinn, da das Wesen zwei Meter plötzlich vor uns auftaucht.
Quelle: Computec Media GmbHDas rudimentäre Crafting-System wirkt aufgesetzt. Ihr könnt zwar Gegenstände herstellen, braucht sie aber meistens gar nicht.Diese nervtötenden Passagen werden sogar noch frustrierender, da die manuellen Speicherpunkte oft sehr weit auseinander liegen und man so teilweise einer Viertelstunde erneut spielen muss. Einige Stellen mussten wir tatsächlich bis zu zehn Mal angehen. Dabei ist Alien: Isolation an sich nicht besonders schwer, es ist schlichtweg unfair und frustrierend. Verschlimmert wird dieser Zustand nur noch dadurch, dass die Ladezeiten auf der PS4 teilweise bis zu einer Minute anhalten.
Der anfängliche Nervenkitzel beim Zusammentreffen mit dem Alien weicht so sehr schnell genervtem Stöhnen, weil man weiß, dass man diese Passage vermutlich wieder und wieder spielen muss. Später im Spiel findet man zwar einen Flammenwerfer, so dass man zumindest die Chance hat das Alien kurzzeitig zu verscheuchen, teilweise reagierte die Kreatur aber auch gar nicht darauf, dass sie gerade geröstet wurde.
Von der Suche nach dem Sinn
Neben dem abwechslungsarmen und frustrierenden Gameplay lässt Alien: Isolation zudem echte Höhepunkte vermissen. Die Story ist anfangs interessant, flacht aber sehr schnell ab. Als Highlight könnte man höchstens einen Flashback bezeichnen, indem wir in die Haut des Charakters schlüpfen, der den Flugschreiber der Nostromo aus einem Alien-Raumschiff geborgen hat. Dieser Abschnitt glänzt mit einer tollen Atmosphäre, ist spielerisch aber vollkommen seicht geraten.
In diesem Artikel
- Seite 1 Alien: Isolation im Test - Schleichten und Fluchen
- Seite 2 Alien: Isolation im Test - Fazit und Wertung
- Seite 3 Bildergalerie
Dazu treten immer wieder haarsträubende Logiklöcher auf. Warum soll man in die Krankenstation, in der sich das Alien herumtreibt, um ein Medikit für eine verletzte Verbündete zu finden, wenn man dies doch im Crafting-Menü selbst herstellen kann oder sogar mehrere im Inventar hat? In anderen Momenten ist der Titel sogar unfreiwillig komisch. Nicht nur, dass es unlogisch ist, wenn das Alien die menschenähnlichen Syntheten nicht angreift, wirkt es geradezu absurd, wenn diese auf die Kreatur mit einem "Unbekannte Spezies entdeckt. Meldung an Apollo-Zentrale.", reagieren.
Insgesamt ist Alien: Isolation leider als Enttäuschung zu werten. Die Atmosphäre der Filme ist gut eingefangen und das Survival-Horror-Prinzip ist ein passender Ansatz für ein Alien-Spiel, das höhepunktarme und teilweise unfaire Gameplay gepaart mit KI-Fehlern, Logiklöchern und Bugs sorgt aber dafür, dass man Alien: Isolation nur durch seinen frustigen Spielablauf im Gedächtnis behält.
Wertung zu Alien: Isolation (PS4)
Wertung:
7/10
Wertung zu Alien: Isolation (XBO)
Wertung zu Alien: Isolation (PC)
Wertung:
7/10
Pro & Contra
Tolle AtmosphäreHervorragende Soundkulisse
KantenflimmernSchlechte KIViele Frust-Passagen (Trial & Error)Steife AnimationenRuckelnde CutscenesEwig lange LadezeitenKaum Höhepunkte
Fazit
Das gelungene Grundkonzept scheitert an mangelhafter KI, eintönigem Gameplay und viel zu vielen frustigen Abschnitten.
Bildergalerie
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Alien: Isolation im Video-Test: Neue Ripley, neues Horror-Glück?
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